Hallihallo,
Für alle dies interessiert: nach mittlerweile 10 Tagen Verstopfung „löst“ sich mein Problem – juhuuu und herzliches Beileid für alle, die daran teilhaben müssen!!
Mittlerweile ist schon wieder ganz schön viel Zeit vergangen. Ich hatte zwischendurch mein erstes hohes Fieber und keiner wusste wo es herkam, war das erste Mal im Krankenhaus und hab mit Vivi einen Kollegen auf dem Land besucht. Achso: ich bin jetzt mal Lehrer geworden - spontan.
Stück für Stück erkunden wir hier unsere Umgebung. Wir wissen mittlerweile genau wie man sich die lästigen Straßenhändler vom Hals hält und wann man am besten die Straßenseite wechseln sollte um nicht von einer Horde Straßenkinder oder Blinden, Behinderten, Obdachlosen oder ganz einfach ganz normalen Kenianern angeschnurrt und angebettelt zu werden. Das hört sich zwar hart an, aber was man hier ziemlich schnell lernen muss, ist, dass man nicht der ganzen Welt helfen kann. Es gibt jede Menge Leute, die uns zurecht für die Rückständigkeit des Landes verantwortlich machen und einige verkaufen lieber garnix als es zu einem angemessenen Preis zu verkaufen. Wenn du nicht passend zahlst, wird der Rest einfach behalten. Ob im Matatu, den kleinen Mitsubishibussen, die mega aufgebaut sind und aus denen immer der gleiche dröhnende und springende Reggea-HipHop-Mix schallt oder auf dem Markt, von dem wir schon so manches Mal stolz nach Hause kamen, weil wir den Preis um ¾ runtergehandelt hatten und dann hier von unserer Gastmutter erfuhren, dass wir trotzdem noch das 3-fache bezahlt hatten – ob alt oder jung, Mann oder Frau, du wirst an jeder Ecke beschissen. Aber irgendwie hat das auch was ehrliches, denn sowohl die als auch wir wissen das und das is doch ne super Basis!! Langsam gefällts mir hier so richtig!!
Das Einzige, woran man sich hier nur schwer gewöhnt ist der Lärm und das Essen. Frühs um 4 fängt der Muezin auf dem nahegelegenen Minarett an zu schreien, was ja seinen Scharm hätte, wenns bloß nich so früh wäre und wenn der endlich die Klappe hält fängt das Nachbarkind an zu schreien. Von diesem Lärm aufgeschreckt wollen natürlich auch unsere Zwerge hier zeigen was sie drauf haben, sodass wir erst wieder einschlafen könnten, wenn sie in der Schule sind, aber da beginnt schon unser Arbeitstag. Das gleiche in der Stadt: die Matatus haben sich LKW-Hupen in den verschiedensten Variationen eingebaut und weil die so teuer waren und so cool sind wird ständig gehupt – auch wenn nichts auf der Straße ist. Aber im Großteil der Fälle is die Hupe schon notwendig, weil das das einzige Verkehrszeichen ist, was nach häufiger Inbetriebnahme von den anderen „Verkehrsteilnehmern“ auch zur Kenntnis genommen wird. Mehr aber auch nich!!
Deswegen sind wir zu einem befreundeten Lehrer aufs Land zu seiner Familie gefahren. Ich hätte schon garnicht mehr vermutet, dass es noch so schöne Landschaften hier gibt. Doch dieser Ausflug war echt der Hammer. Mitten durch unberührte Landschaften fuhren wir auf den Motorrädern von einer kleinen und hässlichen Stadt aus in den Busch. Auf dem Weg ein Wald aus Palmen unter denen, mit größter Sorgfalt gebaut, kleine rote Lehmhütten mit Palmendächern standen.
Die Bewohner winkten uns alle zu und nachdem wir angekommen waren fanden wir uns im Paradies wieder. Wir wurden von der sehr traditionellen Familie des Lehrers herzlich empfangen und die „Mama“ machte sich sofort daran, aus dem was wir mitgebracht hatten und dem wenigen was sie noch hatten ein megaköstliches essen zuzubereiten. Wir machten inzwischen einen Spaziergang durch den Busch. Unser Gastgeber hatte einen Jungen engagiert, der für uns Kokosnüsse von den Bäumen holte, damit wir das Wasser daraus trinken konnten.
Die Bewohner der nahegelegenen Hütte waren etwas schüchtern, aber freundlich. Das einzig seltsame an der Geschichte waren die Annäherungsversuche von dem Lehrer. Wieder zu Hause angekommen erklärte mir ein befreundeter Chilene, dass unser Gastgeber doch ein Moslem ist. Der Islam kommt hier aus Indien und in Indien ist es ein Zeichen von Freundschaft, wenn sich Männer an die Hand nehmen. Kulturen prallen aufeinander – „Na dann lieber KEINE Freundschaft ;0) !!!!!!“ Is natürlich nur Spaß, aber irgendwie und irgendwann muss ich dem das mal erklären, weshalb ich immer wild rumgestikuliere, wenn ich mit dem unterwegs bin.
Achso: Wie erwähnt bin ich jetzt Lehrer in einer 4. Klasse. Die kleinen Querulanten wollen mir aber nich zuhören. Das machen die bloß, wenn man den Stock rausholt. Der gehört hier zum Lehrerequipment wie die Kreide. Ich denk irgendwann schnapp ich mir mal sonen Typ und leg ihn übers Knie, damit er mal begreift, wie die Kinder sich fühlen. Bin mal gespannt, was da noch für Konfrontationen auf mich warten. Naja zu aller erst werd ich mal versuchen meine Rasselbande in den Griff zu kriegen. Und da es sowieso niemanden interessiert was ich mit den mache, wird mir schon was einfallen. Das Fach „Science“ ist dehnbar denke ich und so bin ich frohen Mutes, dass wir da ne Lösung finden. Ideen: Müll sammeln (gibt ja genug davon), schwimmen gehen (Strand ist nur über die Straße), Beschaffenheit einer Kokosnuss (hängen ja über uns) …
So reicht!